Warum muss ich zur Schule gehen? : eine Antwort an Tobias in Briefen

Hentig, Hartmut von, 2001
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Medienart Buch
ISBN 978-3-446-20040-1
Verfasser Hentig, Hartmut von Wikipedia
Systematik PE - Pädagogik
Schlagworte Pädagogik, Schule
Verlag Hanser
Ort München
Jahr 2001
Umfang 102 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Hartmut von Hentig
Annotation Rezension: Hartmut von Hentig entwirft in diesem spannend geschriebenen und leicht zu lesenden Büchlein das Bild einer vorbildlichen Schule und des sinnvollen, lebenslangen Lernens. Er macht deutlich, dass jede Schule als oberstes Ziel haben müsse, die SchülerInnen zu BürgerInnen zu erziehen. In Schulen, in denen es nur um Wissensvermittlung gehe, komme das Lernen einer "unnützen und kostspieligen Anstrengung" gleich. Als Pflichtfertigkeiten bezeichnet er Lesen, Schreiben, Rechnen, Umgang mit dem Computer, wirksames Sprechen und Fremdsprachen, Kenntnis von Geschichten und Geschichte sowie der Forschungsmethoden. Außerdem sei es die Pflicht der Schule, den konstruktiven Umgang mit den Mitmenschen zu lehren und die Dreiheit "Wählen, Prüfen, Entscheiden sowie Ordnung schaffen und in der Ordnung leben" zu vermitteln. Idealerweise werde das an der Schule auch gelebt, indem die Kinder sich die Regeln selber geben könnten. Der Pädagogikprofesser im Ruhestand verpackt seine Forderungen in 27 Briefe. Darin erzählt er treffende Beispielgeschichten aus seiner Kindheit, aus Afrika (wobei er nicht ohne Klischees auskommt), aus Literatur und Film. Wo er Verfehlungen sieht, kritisiert er deutlich ("Wir hätten nie einen Hitler wählen dürfen"). Leider wählt er als Adressaten den etwa siebenjährigen Tobias. Dieses Konzept geht aus zwei Gründen nicht auf: Für Kinder in diesem Alter sind weder Thema noch Texte verständlich und interessant. Der Versuch, für Kinder zu schreiben, führt zu einer unangenehmen Pädagogisierung. Zweitens ist es für Kinder in der Grundschule frustrierend, wenn sie lesen, wie toll Schulen sein können - es aber ihre nicht ist. So erreicht von Hentig nicht, was er beabsichtigt: Zu erklären, warum es gut ist, zur Schule zu gehen. Darüber hinaus gibt sich "Onkel Hartmut" betont liberal ("Einverstanden? oder: Magst du weiter zuhören?"), was er durch die monologisierende Form des Buches aber nicht einlösen kann. Dass er das selbst weiß, schreibt er im letzten Brief, der sich an Tobias" Eltern richtet: Er hätte die Briefe "darum gleich an euch alle drei richten sollen". Und: "Das Hauptproblem meiner Briefe insgesamt ist ihre Künstlichkeit." Schade um den wertvollen Inhalt, der in die gleiche, richtige Stoßrichtung zielt wie Donata Elschenbroich in "Weltwissen der Siebenjährigen" (vgl. 1001 Buch 3|01). *ag* Bruno Blume